... für die kommenden Erzählsalons in Guben.
Katrin Rohnstock (ganz links im Bild) von Rohnstock Biografien führt uns in die Thematik der Erzählsalons ein (Foto: Altersinnovationen)
Wir erleben die Art des Erzählsalons ganz persönlich in Form eines “Mini-Erzählsalons” - zu Beginn unseres Treffens mit Katrin Rohnstock und Aud Merkel von Rohnstock Biografien erzählt jede:r Teilnehmende zunächst einmal "Wie er/sie das erste Mal nach Guben kam". Einige Teilnehmende leben schon ihr ganzes Leben oder viele Jahre in der Stadt, andere sind das erste oder zweite Mal in Guben. Dies führt zu Geschichten, die sich zum Teil auf interessante Weise miteinander verknüpfen und zu Fragen, wie die Situation in der Stadt etwa vor und nach der Wende war und sich verändert hat oder auch, warum Guben als Ausflugsort von einigen Teilnehmenden nicht schon häufiger gewählt wurde. Denn schon beim ersten Eindruck wird klar: Guben ist eine schöne und nicht zu vernachlässigende Stadt an der Neiße - mit ihrem direkten Bezug zum polnischen Gubin und Charakter als Doppelstadt. Einige Eindrücke konnten wir bei einer kleinen Stadtführung gewinnen.
Starten wir aber am Anfang des Tages:
Unsere Sitzung findet im Konferenzsaal des Rathauses statt, begrüßt werden wir vom Bürgermeister der Stadt Guben, Herrn Fred Mahro. Bereits hier wird deutlich, wie viel Potenzial in den Erzählsalons steckt.
“Erzählsalons - da wusste ich nicht so ganz. Vorlesestunde? Aber als Steffen Ziethmann mir das dann erklärte, war mir sehr schnell klar, was sich dahinter verbirgt. Ich denke, es wird auf zwei Dinge ganz besonders ankommen: Zum einen auf das Publikum, denen etwas erzählt werden kann und vorallem auch auf die Menschen, die ihre Erfahrungen tatsächlich auch erzählen und rüberbringen können. Das ist die Herausforderung, die wir hier haben. Ich bin mir aber sicher, dass wir hier entsprechende Erzähler:innen finden werden und vielleicht auch schon gefunden haben. [...]” Im gleichen Atemzug stellt sich Fred Mahro auch als Erzähler zur Verfügung.
Foto: Altersinnovationen
Weitere Vorstellungen folgen seitens der Kommune Guben durch Simone Liese, Steffen Ziethmann und Herrn Herrmann, der BTU, vertreten durch Alexander Elsner, Nora Rigamonti und Vanessa Lau sowie von Rohnstock Biografien durch Katrin Rohnstock und Aud Merkel. Kurze Zwischenfragen von Katrin Rohnstock, die das Konzept des Erzählsalons entwickelt hat und darin als sogenannte “Saloniere” agiert, lockern die Stimmung auf und bringen bisher unerzählte und überraschende Details ans Licht.
Anschließend geht es weiter zu einer einstündigen Stadtführung. Herr Peter wartet bereits vor dem Rathaus auf uns - mit weißem Hemd, schwarzer Hose, schwarzer Weste und einem traditionellen Hut (passend zu Guben als Hutmacherstadt) begrüßt er uns und nimmt uns auf eine kleine geschichtliche Reise durch Guben mit. Im Vordergrund stehen vor allem die Veränderungen der Stadt im Zuge des Transformationsprozess der 1990er Jahre und des aktuellen Strukturwandels - sichtbar anhand des Platzes und der Gebäude rund um das heutige Rathaus. Aber auch die historische Bedeutung der Stifterkirche und des sogenannten “Poetenstiegs” werden von uns besucht und von Herrn Peter näher erläutert.
Foto: Altersinnovationen
Traditionell endet die Stadtführung auch genau da mit einem kleinen Gedicht - "Wie ist der Name der Stadt Guben eigentlich entstanden?"
Wo einst den Weg nach Osten durchquert der Neiße Lauf, Da schlugen Haus und Pfosten die deutschen Siedler auf. Ein Ort schoß aus der Erde, hier hielt der Fremde Rast, Ein Schmied beschlug die Pferde, ein Wirtshaus labt den Gast. Nun fragten, die da kamen, was diese Ortschaft sei, Sie hat noch keinen Namen, der Platz ist noch ganz neu! Ei nun, so müßt benennen ihr schleunigst eure Stadt, Wie soll man die denn kennen, die keinen Namen hat? Noch gleich am selben Tage ging das Beraten los, Nur noch die eine Frage bewegte klein und groß, Es waren kaum zu zählen die Nam und Nämelein, Zu schwer war da das Wählen, man kam nicht überein. Nun wohnte da im Orte ein alter, weiser Mann, Gern folgt man seinem Worte – der sprach nun: „Hört mich an! Wenn wir den Namen geben hier unserer neuen Stadt, Soll sich kein Zank ergeben, ich weiß da bessren Rat! Hier wo ich grade stehe, da grabt den Boden auf, Was man zuerst dann sehe, das lange man herauf, Und was in diesem Grunde man da gefunden hat, Danach benenn zur Stunde, man also unsre Stadt und wie der Mann geraten, so hat man auch getan, Mit Hacke und mit Spaten fing man zu schippen an. Da fand man einen Knochen von einer alten Kuh. Es drängte sich in Massen herum die Bürgerschar, Ein Mann kriegt ihn zu fassen, der just aus Sachsen war, Der hielt ihn in die Höhe, damit ihn alle sehn. Und rief: „Herr jeminehe, is von dr Guh ä Been!“ „Guhbeen“, wie man beschlossen, das musste der Name sein! Sogleich war er begossen mit Apfelmost und Wein. Und wie mans aufgeschrieben in dieser alten Zeit, So ist es auch geblieben, und Guben heißts noch heut!
Nach einer kleinen Mittagspause geht es weiter an die Arbeit: Weitere Besichtigungen stehen an - wo könnten und sollten die beiden internen und der öffentliche Erzählsalon stattfinden? Drei Räume innerhalb des Verwaltungsgebäudes stehen zur Verfügung - die Entscheidungen sind schnell getroffen. Gemütlich soll es sein für die ersten beiden Erzählsalons, weshalb die Entscheidung auf den Lesesaal der Bibliothek fällt. Der dritte und öffentliche Erzählsalon bietet Platz für einige Menschen mehr, daher soll dieser im "Veranstaltungssaal der Alten Färberei" stattfinden.
Foto: Altersinnovationen
Nach dieser schnellen Entscheidung geht es motiviert weiter - eine kurze Vorstellung der Erzählsalons folgt. Rohnstock Biografien beschreibt das Ziel und Vorgehen der Erzählsalons. Das Wichtigste hierbei sind die Beispiele und Erfolgsgeschichten der bisherigen Erzählsalons. In der Lausitz wurden bereits einige erfolgreich umgesetzt – mit großer Resonanz. Daher soll dieses Format nun auch in unserem Projekt ALTERSINNOVATIONEN eingesetzt werden. Ein übergeordnetes Ziel der Salons ist es dabei, die Geschichten und Erfahrungen der Bürger:innen zu dokumentieren, um das damit verbundene Wissen der Menschen nicht zu verlieren und auch für die Zukunft zu bewahren. Diese Formate sind für dieses Vorhaben eine wichtige Ressource, da sie das Erlebte kollektiv greifbar(er) und für die Zukunft verfügbar machen können. Zudem bleibt so auch ein Teil der Stadtgeschichte erhalten. So kommen beispielsweise einige öffentlich bekannte Personen aus Guben, wie etwa der Erfinder der Plastination, Gunther von Hagens, oder das Unternehmen Bäckerei Dreißig, das noch heute seinen Produktionsstätte in Guben hat.
Zum Ende unseres kleinen Auftakttreffens werden organisatorische Aspekte besprochen, dabei geht es vor allem um die Akquise der Teilnehmenden der Erzählsalons, die terminliche Abstimmung sowie um die Öffentlichkeitsarbeit. Ein erfolgreiches Treffen mit den Projektbeteiligten, Herrn Herrmann und Rohnstock Biografien geht zu Ende.
Was kommt als nächstes?
Blogeintrag: Zweite Veranstaltung EudaPraX
Blogeintrag: Erster Erzählsalon in Guben
Imagefilm des Projekts
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